Bestimmt hast du schon einmal einen ruhigen, klaren See betrachtet. Sanft und unscheinbar liegt er vor dir, die glasklare Oberfläche glänzend und seidig. Vielleicht spiegeln sich der Himmel und die Wolken darin, und die Bäume, die ihn umgeben. Unsere Autorin Johanna Kramer erzählt, wie Dankbarkeit dein Leben verändern kann.
Sieh dich um und stelle dir vor, wie du sorgfältig einen der vielen kleinen Steine vom Ufer aufliest. Du suchst den Schönsten aus, glatt und kühl in deiner Hand, um ihn auf dem Wasser tanzen zu lassen. Und als der kleine Stein auf die Oberfläche trifft, durchbricht er den Spiegel. Du siehst dabei zu, wie der kleine Stein einen Welleneffekt erzeugt, wie er Kreise zieht, die sich ausdehnen und wachsen. Irgendwann sinkt er unter die Oberfläche und bleibt am Grund des Sees liegen. Und auch wenn du es vom Ufer aus nicht sehen kannst, hat der kleine Stein den See für immer verändert.
Stelle dir nun vor, der kleine Stein, den du ausgewählt hast, steht symbolisch für einen Gedanken. Auch er zieht seine Kreise und hinterlässt Spuren. Seine Energie wird sich ausbreiten, und kleine Wellen durch dein Leben senden.
So klein und unscheinbar, und doch so mächtig. Eine Bewegung. Ein Gedanke. Es beginnt im Stillen, mit nur einem Stein, mit nur einem Gedanken. Und doch vermag er es, die ganze Umgebung zu verändern.
Heute wissen wir, dass unsere Gedanken unseren Körper mehr beeinflussen, als wir es früher für möglich gehalten hätten. Und so ist bekannt, dass die bewusste Übung von Dankbarkeit heilsame und nachhaltige Effekte auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hat. Denn Dankbarkeit ist eine kraftvolle Energie, die dazu in der Lage ist, zu erschaffen und zu manifestieren. Sie vermag es, dein Herz zu öffnen und deine Perspektive zu verändern. Sie vermag es, deine Beziehungen positiv zu beeinflussen, bringt Wertschätzung in dein eigenes und das Leben deiner Mitmenschen.
Wenn wir uns täglich vor Augen halten, wofür wir von Herzen in unserem Leben dankbar sind, gehen wir anders durch den Tag. Doch, obwohl viele bereits wissen, dass Dankbarkeit gut für uns ist, fällt es uns oft schwer, sie bewusst in unseren Alltag zu integrieren. Denn wenn wir ehrlich sind, fällt es uns meistens leichter, uns auf das zu konzentrieren, was schlecht läuft. Auf unsere Unvollkommenheit, unsere Probleme und das, was wir (noch) nicht haben. Egal, ob es dabei um die Menschen um uns herum geht, die Umstände allgemein oder das, was wir besitzen. Wir sind immer auf der Suche nach Optimierung. Dabei umgibt uns doch bereits so viel Gutes und Schönes.
Warum ist das so?
Als Überlebensinstinkt ist unser Verstand darauf eingestellt, vorrangig das Schlechte zu sehen und sich über mögliche schlimme Folgen zu sorgen. In einer Zeit, in der wir fast rund um die Uhr von negativen Nachrichten überschwemmt werden, erscheint es noch viel schwieriger und anstrengender, das Gute in uns selbst und in der Welt zu sehen und uns darauf zu konzentrieren. Umso wichtiger ist es, dass wir den Sorgen, Ängsten und Unsicherheiten nicht die Führung überlassen.
Dankbarkeitsjournal
Doch es gibt verschiedene Möglichkeit, wie wir Dankbarkeit trotz allem zu einer bewussten Praxis machen und von ihrer Kraft profitieren können. Ein Dankbarkeitsjournal zu führen ist ein guter Anfang und ein Ritual, mit dem das Gefühl der Dankbarkeit zu einer dauerhaften Haltung in unserem Leben werden kann. Indem wir täglich drei bis fünf Dinge notieren, die wir wertschätzen, trainieren wir unseren Verstand darauf, nach dem Guten Ausschau zu halten. Wenn wir das eine Weile lang regelmäßig machen, hebt die Dankbarkeit nicht nur unsere Stimmung, sie wird zu einer Art des Seins und du wirst spüren, dass ihre Kraft nicht nur in der Tat selbst liegt. Irgendwann wird unser Verstand mühelos immer mehr Gutes in unserem Leben wahrnehmen, ohne dass wir uns bewusst dafür anstrengen müssen. Dann ist Dankbarkeit eine tragende Energie, die unser Leben reicher und schöner macht.
Kehre bei deiner Dankbarkeitsübung zu dem Bild des Sees zurück und stelle dir vor, wie du schöne kleine Steine aussuchst, um sie auf dem Wasser tanzen zu lassen. Wähle täglich drei bis fünf Steine als Symbol für deine Dankbarkeit und notiere sie in dein Journal. Sieh, wie sie ihre Kreise ziehen.
Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch und es spielt keine Rolle, ob wir für große oder kleine Dinge dankbar sind. Die Kraft der Dankbarkeit wirkt, wenn sie von Herzen kommt.
Hier sind einige Schreibimpulse, die dir dabei helfen, mit deiner Dankbarkeitsübung zu beginnen:
Gibt es Kleinigkeiten im Alltag, auf die du dich freust und für die du dankbar bist? Zum Beispiel die warme Dusche am Morgen, der Begrüßungskuss deiner Kinder, der duftende Kaffee oder die kuschelige Bettwäsche?
Schreibe über eine glückliche Erinnerung, die dir Kraft, Mut oder ein Lächeln schenkt.
Schreibe über einen Ort, an dem du gerne Zeit verbringst und für den du dankbar bist.
Gibt es etwas an deinem Körper, für das du dankbar bist? Denke dabei an die wundervolle Leistung, die er jeden Tag für dich vollbringt.
Öffne die Tür oder das Fenster, wirf einen Blick nach draußen, vielleicht in deinen Hof oder Garten. Gibt es dort etwas, für das du dankbar bist?
Gibt es einen Besitz, der dir täglich das Leben erleichtert? Die Waschmaschine, der Trockner …? Halte Ausschau, nach all den Dingen, die wir für selbstverständlich erachten.
Sind dir in den letzten Tagen Menschen begegnet, die dir geholfen haben? Gab es jemanden, der dir ein Lächeln geschenkt hat oder für dessen freundliche Geste du dankbar bist? Jemanden, bei dem du dich sicher fühlst?
Für welchen Künstler, Autor oder Musiker bist du dankbar? Welches Lied schenkt dir Kraft, Motivation oder gute Laune?
Gibt es negative Dinge, die du erlebt hast und in denen du im Nachhinein einen Segen erkennst?